Oberflächenqualität im Bereich der Zusammenfließlinie

Möchte man Oberflächenfehler bei eingefärbten Thermoplasten vermeiden, ist es hilfreich die wesentlichen Einflussgrößen zu kennen. Mit den erarbeiteten Modellen kann die Oberflächenqualität insbesondere im Bereich der Zusammenfließlinien beim Einfärben von thermoplastischen Materialien vorhergesagt werden. Grundlage für die Entwicklung dieser Vorhersagemodelle bilden systematische Untersuchungen der Korrelation zwischen den in diesem Zusammenhang als bedeutend eingestuften Eingangsgrößen im Spritzgießprozess.

Schlüsselthema: Materialcharakteristik

Die 17 für die Kunststoffe ABS, PMMA, PP und PA6 als praxisrelevant ausgewählten Farbmittel wurden in Monobatches und z. T. in wachsbasierte Mikrogranulate sowie Flüssigfarbe eingearbeitet und physikalisch, d. h. über Farbkörpergröße, -form und -verteilung, klassifiziert.

 

Werkzeug- und maschinentechnische Rahmenbedingungen für die systematischen Spritzgießversuche

Die Rahmenbedingungen für den Versuchsplan werden wie folgt festgelegt bzw. variiert:

  • Modellformteil zur Provokation von Binde- und Fließnähten, alternierend mit einem Werkzeug mit Kalt- oder Heißkanalsystem hergestellt
  • Spritzgießmaschine: IntElect 100/470-180 mit Standardschnecke Æ 30 mm
  • Dosierung der Farbmittel: bei festen Präparationen gravimetrisch, bei den Flüssigfarben über ein Pumpsystem am Einfülltrichter und alternativ in der Meteringzone am Zylinder der Spritzeinheit über das aCC-System, einer Entwicklung der Sumitomo (SHI) Demag Plastics Machinery GmbH
  • Verwendung von Mischelementen der Groche Technik GmbH und PROMIX Solutions GmbH

 

Methodik: Effektive qualitative und quantitative Beurteilung der Oberflächenqualität

Die Beurteilung der Zusammenfließlinien an den Modellformteilen basierte zum einen auf genormten Prüfungen wie der visuellen Beurteilung und der Farbmessung. Zudem wurde eine Methode entwickelt, auf der Grundlage von Oberflächenscans die Ausprägung der Zusammenfließlinie zu beurteilen.

Die resultierenden Bewertungskriterien werden in einem Netzdiagramm zusammengefasst, wie an den Beispielen in der Abbildung gezeigt wird. Umso größer die Flächendeckung im Netzdiagramm erscheint, umso auffälliger ist die Zusammenfließlinie beim untersuchten Farbmittel.

 

Signifikante Abhängigkeiten der Qualitätsparameter von den untersuchten Einflussfaktoren

Die Vorhersagemodelle wurden auf Grundlage nichtlinearer statistischer Modelle unter Einbeziehung oben genannter Faktoren mittels der Software STASA QC der Steinbeis Angewandte Systemanalyse GmbH entwickelt. In der der folgenden Abbildung werden die ermittelten Abhängigkeiten aufgezeigt, die eine Vorhersage der Oberflächenqualität im Bereich der Zusammenfließlinien gestatten. Dabei erfolgte eine Wichtung der Einflussgrößen in Größen mit starkem d.h. überdurchschnittlichen, mit mittlerem und mit zu vernachlässigendem Einfluss auf die Oberflächenqualität. Nicht belegt sind die Kombinationen, bezüglich derer keine eindeutige Aussage zu treffen ist.

 

Ausblick

Die mittlere Farbkörpergröße in der Farbpräparation sowie die Häufigkeitsverteilung der Farbkörpergrößen stellen den primären Einflussfaktor für die Ausprägung der Oberflächenqualität im Bereich der Zusammenfließlinie dar. Zusammen mit den anderen Einflussfaktoren ist zu jedem Anwendungsfall eine Risikoabschätzung hinsichtlich der zu erwartenden Oberflächenqualität möglich.

Die gewonnenen Erkenntnisse stellen die Basis für weitere Entwicklungen zur Qualitätsoptimierung eingefärbter Formteile dar. Ausgehend von den hier untersuchten Monopräparationen kann die Methodik auf komplexere Farbrezepturen erweitert werden. Zum einen haben Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Farbmitteln einen Einfluss, zum anderen ist die Intensität der Zusammenfließlinien in Abhängigkeit von Mengenanteilen einzelner Farbmittel zu untersuchen.

Kontakt

Kathrin Klamt
+49 341 4941-606
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Gefördert durch: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Reg.-Nr.:VF140033

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